In diesem Jahr feiert der Dalheimer Klostermarkt sein 20. Jubiläum. Mit bis zu 20.000 Besucherinnen und Besuchern und über 200 Ordensleuten aus Deutschland und Europa ist er inzwischen zu Europas größtem Klostermarkt herangewachsen. Der heutigen Organisatorin Eva Beyerstedt hat Matthias Wemhoff, Gründungsdirektor der Stiftung Kloster Dalheim und „Vater des Klostermarktes“, im Interview für diesen Blog einen Einblick in die spannende Anfangszeit des Dalheimer Klostermarktes gegeben.
20 Jahre Dalheimer Klostermarkt
Eva Beyerstedt: Herr Wemhoff, als der Dalheimer Klostermarkt 2002 das erste Mal stattfand, waren Sie Leiter des Museums in der Kaiserpfalz und haben sich maßgeblich für den Aufbau des Museums für Klosterkultur in Dalheim eingesetzt. Wie kam die Idee, den ersten Klostermarkt in Norddeutschland zu veranstalten?
Prof. Dr. Matthias Wemhoff: Damals liefen hier in Dalheim verschiedene Aktivitäten zusammen. Der Verein der Freunde des Klosters Dalheim hat schon in den 1990-er Jahren versucht, den Ort zu beleben.
Für das Jubiläum „550 Jahre Kloster Dalheim“ wurde nach einer unverwechselbaren Veranstaltung gesucht, welche schon einen Hinweis auf die zukünftige Nutzung des Klosters Dalheim geben sollte.
Hinzu kam, dass in der Zeit das Interesse an Klöstern und auch an Produkten aus Klöstern zugenommen hat. Wir haben uns erhofft, dass man eine Verbindung schaffen kann: Durch das Angebot der Waren sollte ein Interesse am Klosterleben geweckt werden.
Beyerstedt: Im Nachhinein betrachtet: Inwieweit war der Markt wichtig für den Aufbau des Museums für Klosterkultur im Kloster Dalheim, und welche Auswirkungen hatte er?
Wemhoff: Wir waren schon beim ersten Mal sehr überrascht von dem Zuspruch – der erste Markt hat mehr oder weniger zum totalen Zusammenbruch der Infrastruktur geführt. Das Interesse war riesig und die Gäste waren geradezu erfüllt – sowohl von dem Markt als auch von dem Ort an sich. Ganz viele haben hier das erste Mal das Kloster Dalheim besucht. Man kann sagen, dass der Klostermarkt ein Schlüssel zur Wiederentdeckung des Ortes war.
Begeistert hat auch das Authentische und dass man diese tollen Ordensleute in einer ganz ungezwungenen Atmosphäre erleben konnte. Ich glaube, das war sowohl für die Besucherinnen und Besucher als auch für die Ordensleute etwas ganz Wunderbares.
Beyerstedt: Im Jubiläumsjahr sind fast 50 Aussteller aus dem In- und Ausland vertreten, die auf dem gesamten Klostergelände ihre liebevoll hergestellten Produkte verkaufen. Nehmen Sie uns bitte mit in die Anfangsjahre – wie sah der Markt damals aus?
Wemhoff: Der Markt damals war deutlich kleiner, wir hatten ca. 20 Stände und es waren viele aus der Region Paderborn. Vor allem durch Mundpropaganda zwischen den Ordensleuten wuchs der Markt schnell, und Klöster aus anderen Regionen nahmen teil. Ich habe mich gewundert, wie viele Klöster, die man eigentlich gar nicht direkt mit Produkten verbindet, sich etwas überlegt und sich beteiligt haben.
Ich erinnere mich, dass im ersten Jahr unter anderem die Benediktiner aus Meschede mit ihren handwerklichen Erzeugnissen, die Kopten, das Michaelskloster, die Schwestern aus Neuenbeken, die Franziskanerinnen aus Salzkotten oder die Franziskaner aus Paderborn teilgenommen haben.
Beyerstedt: Erst fand die Veranstaltung ausschließlich auf dem oberen Teil des Geländes statt, aber irgendwann sind Sie auch runtergezogen an den Teich. Wie kam es dazu?
Wemhoff: Wir haben schon bald gemerkt, dass wir mehr Platz brauchen, um den Besucherstrom etwas zu entzerren. Am Anfang hatten wir nicht mit 15.000 Gästen gerechnet. Des Weiteren haben wir festgestellt, dass das Erkunden des Geländes ein wesentlicher Teil der Erfahrung ist. Schon vor dem ersten Markt haben wir damals diese Marktstände entwickelt. Sie wurden von der Ausstellungsdesignerin Ingrid Breuninger eigens für Dalheim entworfen und in der Schreinerwerkstatt in Dalheim gefertigt.
Beyerstedt: Zur Zeit der Entstehung des Marktes gab es ja schon viele Veranstaltungen in der Region. Wie setzt sich der Dalheimer Klostermarkt aus Ihrer Sicht von den anderen Veranstaltungen ab?
Wemhoff: Der Klostermarkt ist eine Veranstaltung, die ganz spezifisch zu Dalheim passt, und er ist von Anfang mit dem Auftrag des Klosters verbunden. Unser Ziel war es, deutlich zu machen, dass die Vielfalt und Fülle der Ordensgemeinschaften Westfalen geprägt hat und dass diese Klosterlandschaft ein wesentliches Element von Kulturgeschichte ist. Wir wollten zeigen, dass es davon auch heute noch lebendige Zeugnisse gibt und es wichtig ist, diese wahrzunehmen.
Es entspricht dem Ansatz, das Kloster Dalheim nicht als Museum für eine abgeschlossene Epoche zu sehen, sondern als ein Forum für Klostergemeinschaften, die hier auch etwas ausprobieren können, und den Menschen die Vielfalt von Ordensleben vermitteln. Für viele war es die erste Gelegenheit mit Ordensleuten näher ins Gespräch zu kommen. Die allermeisten waren begeistert von der Nähe und der Herzenswärme, die zu spüren war.
Beyerstedt: Ein Tipp am Ende – Ihre Mitarbeiter munkelten damals „Wenn Matthias Wemhoff etwas macht, dann ist immer gutes Wetter.“ – So auch zu den ersten Klostermärkten. Haben Sie noch einen Tipp für uns, wie das Wetter in diesem Jahr auch wieder gut wird?
Wemhoff: Da kann ich leider auch nicht helfen. Aber es war wirklich so. Es ist eine Freiluftveranstaltung, und in den ersten Jahren haben wir gebibbert, was passiert, wenn es regnet. Da waren die Wiesen ja noch nicht befestigt. Am Anfang wäre das Verregnen der ersten Veranstaltung auch finanziell ein großes Problem gewesen und hätte wohl das Aus bedeutet. Da waren wir sehr froh, dass Petrus uns wohl gesonnen war und für strahlenden Sonnenschein in Dalheim gesorgt hat. Den wünsche ich Ihnen auch für das 20. Jubiläum des Dalheimer Klostermarktes.