Dr. Ingo Grabowsky ist seit 2014 Direktor und Geschäftsführer der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur. Im Interview berichtet der Museumsleiter, warum das Kloster nun unter die Blogger gegangen ist und verrät einige Dalheim-Erlebnisse und Zukunftspläne.
3 Fragen an...
Herr Grabowsky, Kloster Dalheim hat mehrere Internetseiten und Auftritte in den sozialen Medien. Wozu dann noch einen Blog?
Die Nutzungsgewohnheiten im Internet haben sich geändert. Unsere Homepage wird eher für die Suche nach aktuellen Informationen zu Öffnungszeiten oder Veranstaltungen genutzt. Tiefergehende Inhalte werden auf einer klassischen Homepage nicht so gut wahrgenommen. Das ist das eine. Das andere ist, dass es viele interessante Geschichten, Hintergrundinformationen und Anekdoten gibt, für die sich unsere Dauer- und Sonderausstellungen nicht als Vermittlungsformat eignen. Aktuelle Forschungsergebnisse oder auch etwas abseitige Geschichten, wie der Grabplattenfund aus dem Jahr 2018, die Herkunft des Dalheimer Wappens oder die Legende von der weißen Frau wollen auch erzählt werden – und dafür ist der neue Blog die ideale Plattform.
Nach sieben Jahren Museumsleitung im Kloster Dalheim - Was war bislang Ihr schönstes Erlebnis hier?
Schwierig, da etwas hervorzuheben. Die Arbeit in Dalheim macht beinahe jeden Tag Spaß – außer man ist dazu gezwungen, das Museum wegen einer Pandemie zu schließen. Das bedeutsamste Erlebnis war sicher der Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bei der Ausstellungseröffnung von „Verschwörungstheorien – früher und heute“. Besonders schön finde ich aber auch Momente, in denen ich Begeisterung beim Publikum sehe. Oder wenn die Belegschaft mit Freude und Engagement gemeinsam an einer Sache arbeitet und jeder mit anpackt und mitdenkt, wie z.B. beim diesjährigen Klostermarkt. Im vergangenen Jahr konnten wir trotz der sehr schwierigen Bedingungen den Dalheimer Sommer veranstalten, während die meisten Festivals wegen der Pandemie abgesagt wurden. Oder die Sommernachtslieder in diesem Juni: Für Künstler wie Götz Alsmann oder die Bläck Fööss waren das die ersten Konzerte nach monatelanger Pause. Es gehört schon auch etwas Mut dazu, sowas unter dem Damoklesschwert eines erneuten Lockdowns und mit sehr kurzer Vorbereitungszeit durchzuziehen.
Können Sie aus dem Nähkästchen plaudern, was demnächst ansteht?
Besonders freue ich mich auf die Sonderausstellung „Latein. Tot oder lebendig!?“, in der wir die Geschichte der „Muttersprache Europas“ erzählen. Übrigens ist nicht zu befürchten, dass es sich hier um eine trockene Angelegenheit handelt. Das Publikum betritt die Ausstellung durch einen Supermarkt, an dessen Kasse zu erfahren ist, ob auch ein alter Römer schon etwas hätte mit dem Produkt anfangen können. Hat zum Beispiel ein Frühstücksaufstrich wie Nutella einen lateinischen Hintergrund? Oder das Reinigungsmittel Viss? Es wird auch einen Podcast zur Ausstellung geben - die erste Folge erscheint am 11. November. Ein weiteres Projekt, auf das ich mich aktuell sehr freue, ist eine Reihe mit Videokurzfilmen über Dalheimer Orte, die sonst nicht unbedingt zugänglich sind. Da gibt es einiges zu entdecken!