Bei uns piepts! Artenvielfalt im Klostergarten

28.06.2023 Redaktion Kloster Dalheim

Die „Grüne Schau“ macht Lust auf mehr Natur im eigenen Garten. Foto: LWL/Klünder

Einfach nur faul in der Sonne liegen oder lieber etwas für heimische Tierarten tun? Warum nicht beides? Schließlich lässt sich schon in den kleinsten Gärten mit nur wenig Mühe bereits viel bewirken.

Nachhaltigkeit und Artenschutz werden zunehmend in allen Bereichen des Alltags relevant – und das zu recht: Schon vor fünf Jahren stellte die „Krefelder Studie“ fest, dass seit 1990 rund 75 Prozent weniger Insekten in Deutschland zu finden sind. Dabei sind sie für unsere Ökosysteme sehr wichtig: Denn Insekten dienen zum Beispiel vielen Vogelarten als Nahrung, zerkleinern tote Pflanzen oder sorgen für durchlüftete Böden. Allein die Biene bestäubt 70% der Nutzpflanzen – ohne sie hätten wir langfristig nichts zu essen. Wir haben es mit einer schleichenden Krise zu tun! Aber ihr lässt sich bereits mit einfachen Mittel zumindest ein wenig entgegenwirken.

Ein sogenanntes Vogelcafé unterstützt heimische Vögel bei der Nahrungssuche. Foto: LWL/Klünder

Das zeigt auch die Grüne Schau „Bitte Wurzeln schlagen! Nachhaltig gärtnern“, die am 3. Juni im sogenannten „Langen Garten“ am Kloster Dalheim eröffnete. In den nach barockem Vorbild wieder hergestellten Klostergärten, umgeben von sorgfältig kultivierten Pflanzen und alten Obstsorten, verrät die Grüne Schau Tipps und Tricks für einen nachhaltigen Garten. Neben vielen illustrierten Infotafeln zur Tier- und Pflanzenwelt zeigen ausgewählte Anschauungsobjekte, wie man mit einfachen Hilfsmitteln ein schönes Zuhause für Igel, Hummel, Biene oder auch Zeisig und Hausrotschwanz gestalten kann.

 

Selbstgeflochtene Ausstellungsstücke

Dabei sehen die Hilfsmittel aus wie echte Kunstwerke: Die sogenannten Vogelcafés und die Nisthöhle unterstützen heimische Vögel - denn auch deren Vielfalt ist gefährdet. Gerade der Insektenrückgang sorgt bei vielen Vogelarten für Schwierigkeiten bei der Versorgung des Nachwuchses. Hergestellt wurden die Häuschen aus geflochtenen Weidenruten. Schöpferin der Weidenkunst ist die Korbflechterin Claudia Gensch, die vielen bereits durch die Flechtkurse am Kloster Dalheim oder den Familientag „Et labora! Handwerk im Kloster“ bekannt ist. Eine perfekte Kandidatin für unsere 3 Fragen!

3 Fragen an… Korbflechterin Claudia Gensch

Frau Gensch, Sie sind leidenschaftliche Korbflechterin und geben mehrmals im Jahr Weidenflechtkurse im Kloster Dalheim. Zudem stellen Sie seit 2018 das Gewerk des Weidenflechtens beim Familientag „Et labora! Handwerk im Kloster“ vor und stehen allen angehenden Flechtkünstlerinnen und Flechtkünstlern dort mit Rat und Tat zur Seite.
Woher stammt Ihre Leidenschaft fürs Weidenflechten und was sind die besonderen Vorzüge von Dingen aus Weide?

Foto: LWL/Schellenberg

Claudia Gensch: „Meine Liebe zur Natur und mein Interesse an jeder Art von Handwerk haben mich 2007 zum Weidenflechten gebracht. Autodidaktisch habe ich mich durch alle Höhen und Tiefen des Korbflechtens gearbeitet und später dann vielen Flechterinnen und Flechtern in ganz Europa über die Schulter geschaut. Vom Schneiden und Sortieren, Trocknen und wieder Einweichen ist es ein langer Weg vom Baum zum Korb bzw. Vogelhäuschen. Das Erfolgserlebnis dann aber, etwas mit den eigenen Händen erschaffen zu haben, der Respekt vor dem fertigen Objekt und der Gedanke, etwas von der Natur zu nehmen und später wieder zurückzugeben, hat etwas Therapeutisches und zugleich Suchtpotential.“

Nisthöhlen sind vielen Vogelarten in der Brutzeit eine Hilfe. Foto: LWL/Klünder

Passend zur Grünen Schau „Bitte Wurzeln schlagen! Nachhaltig gärtnern“ bieten Sie einen Flechtkurs an, bei dem Nisthöhlen und Vogelcafés für den eigenen Garten hergestellt werden. Diese sind nicht nur nützlich, sondern gefallen aufgrund ihres kreativen Designs nicht nur Vögeln. Was gibt es dabei zu beachten?

Claudia Gensch: „Die einzige Entscheidung, die getroffen werden muss, ist, ob große oder nur kleine Vögel gefüttert werden sollen. Dementsprechend groß müssen die Durchgänge gelassen werden. Ansonsten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und die Vogelcafés verzeihen auch wunderbar Anfängerfehler. Gepflegt werden die Weidenobjekte wie Holz. Man ölt sie jedes Jahr ein (z.B. mit Leinöl) und hat dadurch viel länger Freude daran.“

Wie sieht eigentlich ihr Garten aus?  Leben bei Ihnen vielleicht ein paar Vögel in eigenen Weidehäuschen?

Claudia Gensch: „In meinem wilden Garten hängen besonders im Winter viele Futterstellen, die mit Körnern, Erdnüssen und Meisenkugeln bestückt sind. Zu Besuch kommen dann viele Meisen, Spatzen und Amseln, aber auch Specht, Kleiber, Rotkehlchen und Gimpel sind unsere Gäste. Als Dankeschön fürs Füttern brüten gerade ziemlich viele Meisen und Amseln. Falls jemand Anregungen und Ideen braucht, ich freue mich immer über Besuch in meiner Werkstatt.“

 

Und wer sich nun auch einmal selbst im Weidenflechten versuchen will, sollte auf unserer Website vorbeischauen – am 10. September findet der nächste Kurs zum Flechten von „Nisthöhlen und Vogelcafés“ statt! 

 

Quellen:

  • Budde 2023
    Joachim Budde: Die Vielfalt schwindet, in: Westfalenspiegel 2 (2023), S. 10–14.
  • Foto: LWL/Schellenberg

  • Foto: LWL/Schellenberg

  • Foto: LWL/Schellenberg