Wer eine App „installiert“, ein Buch „aufschlägt“ oder einfach „die Klappe nicht halten kann“, ist bereits mitten im Thema: Im heutigen Sprachgebrauch ist manche Redewendung fest verankert, die eigentlich aus dem Alltag in Kirchen, Küchen und Klöstern vergangener Zeiten stammt.
Halt die Klappe – Redewendungen aus Kirchen, Küchen und Klöstern
Wenn Mönche alle Register ziehen
So findet ausgerechnet die barsche Forderung „Halt die Klappe“ in den Klosterkirchen des Mittelalters ihren Ursprung. Genauer gesagt, im Chorraum, den ausschließlich die Geistlichen betreten durften. Nicht nur in Dalheim mussten die Ordensleute während der täglichen Gebetszeiten über längere Zeit stehen. Kleine Klappsitze, die sogenannten Misericordien (lat. misericordia für „Barmherzigkeit“), boten zwischendurch kurze Erleichterung für die geplagten Beine. Fiel ein Klappsitz jedoch aus Unachtsamkeit lautstark herunter, störte er schallend die Andacht. Also: Besser „die Klappe halten“.
Im Chorbereich wurde übrigens auch erstmals installiert – jedoch keine Software. Ursprünglich bedeutete „Installieren“ das Einsetzen in ein kirchliches Amt. Die einzelnen Sitze des Chorgestühls wurden als "Stallen" bezeichnet, ausgehend vom mittellateinischen "stallum" für Stuhl. Da jeder Mönch, je nach Dienstalter und -rang, seinen festen Sitzplatz hatte, ging das Installieren mit der Zuweisung eines Platzes in der Stalle einher.
Musikalische Begleitung erhielten Messen vor allem in der Frühen Neuzeit durch die Königin der Instrumente, die Kirchenorgel. Ihre Klänge werden durch Zugstäbe, sog. „Register“ variiert. Ein Organist, der „alle Register zieht“, erzeugt also besonders voluminöse Töne.
In Dalheim erklang das erste Orgelstück vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Mit der Säkularisation und der Auflösung des Chorherrenstifts 1803 wurde die prachtvolle Orgel jedoch nach Borgentreich verkauft, wo sie sich bis heute befindet.
Papiere bitte!
Im Mittelalter konnten die wenigsten Menschen lesen und schreiben. Bibliotheken gab es fast ausschließlich in den Klöstern. Hier wurden die „Bücher aufgeschlagen“: Die mit Schnallen geschlossenen, starren Buchdeckel standen unter Druck und konnten am einfachsten mit einem gezielten Schlag auf die Kante geöffnet werden.
Geschrieben wurde übrigens vor der Verbreitung des Papiers auf Pergament, also auf Tierhaut, meist von Schaf, Ziege oder Kalb. Viele Menschen glaubten, der Teufel notiere alle ihre Sünden auf einem Streifen Pergament. Wohl nicht ganz ernst gemeint, behauptete man über so manchen Zeitgenossen, er habe so viele Vergehen, dass sie nicht einmal auf eine ganze Kuhhaut passten.
So mancher Klosterbewohner musste am eigenen Leib erfahren, dass nicht nur die dringliche Beichte „auf den Nägeln brennen“ kann. Ordensmitglieder, die in der Vigil, der Messe um 2 Uhr morgens, im Gebetbuch lasen, klebten kleine Kerzen auf ihre Daumennägel. Dieser „Prototyp der Leselampe“ hatte jedoch einen Nachteil: Je länger die Andacht dauerte, desto hastiger musste gelesen werden – die Kerze brannte buchstäblich auf den Nägeln.
Redewendungen, die auf der Zunge zergehen
Der Storch gehört aufs Dach und nicht in den Topf – dachte man wohl schon im Mittelalter. Immerhin galt der schwarz-weiße Stelzvogel im Volksglauben als Symbol für Glück und Leben. Der Verzehr dieses Tieres ist sogar schon in den biblischen Speisevorschriften strikt verboten (3. Mose, 11). Ihn zu essen hätte für Empörung gesorgt. Daher der Ausruf: „Da brat mir einer einen Storch!“ bei großer Verwunderung.
Wer seine storchlose Mahlzeit besonders schnell zubereiten wollte, der legte „einen Zahn zu“: In mittelalterlichen (Kloster-) Küchen hingen nämlich die Kessel an gezackten Eisenschienen über dem Feuer. Um die Speisen schneller zum Garen zu bringen, hängte man sie einen Zahn tiefer. Schon damals wusste man aber: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
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