Making-of: Wie die Filmreihe „Verborgene Orte im Kloster Dalheim“ entstand

20.03.2023 Redaktion Kloster Dalheim

Das Siegersbusch-Filmteam hält die zarte Ausmalung des Kirchengewölbes aus dem 15. Jahrhundert fest und steigt der ehemaligen Klosterkirche für weitere Aufnahmen sogar aufs Dach. Foto: LWL/Schellenberg

Die achtteilige Video-Reihe „Verborgene Orte im Kloster Dalheim“ ist ein Projekt der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, an dem sich fast alle Abteilungen von der Wissenschaft bis zum Technischen Dienst beteiligt haben. Auf einzigartige – bisher nicht gekannte – Weise macht das Projekt das Kloster Dalheim der Öffentlichkeit zugänglich.

Abseits der bekannten Wege

Hinter der Klostermauer des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts erkunden Museumsgäste seit 2007 die Dauerausstellung zu 1.700 Jahren Klosterkultur, große wechselnde Sonderausstellungen und besondere Studio-Ausstellungen. Dass auch abseits der Ausstellungen viel Spannendes darauf wartet, entdeckt zu werden, wissen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums nur zu gut! Manchem Museumsgast entgingen diese Orte allerdings bislang.

Getarnter Kirchenschatz: In dieser Schatzkammer bewahrten die Dalheimer Ordensleute ihre wertvollsten Gegenstände auf. Der Zugang zu diesem Raum ist leicht zu übersehen, sodass er auch manchem Museumsgast verborgen bleibt. Foto: LWL/Siegersbusch Film

Die Idee, der Öffentlichkeit zu zeigen, was sich unter den Dächern, in den Kellern und hinter verschlossenen Türen des ehemaligen Klosters Dalheim befindet, hatte die museumspädagogische Referentin des Hauses Dr. Christiane Wabinski: „Wir suchten nach einer Möglichkeit, Interessierte schon zuhause neugierig auf einen Besuch zu machen.“ Am Anfang stand das Projekt vor einigen Fragen: Welche verborgenen Orte auf dem Gelände sind geeignet, und wie erreichen diese Orte, die aus baulichen und sicherheitstechnischen Gründen nicht zugänglich sind, unser Publikum? Auf diese Frage war schnell eine Antwort gefunden: „Eine virtuelle Erkundungstour ist ideal für das Vorhaben und sollte es werden“, berichtet Wabinski.

Soforthilfeprogramm zur Unterstützung kultureller Projekte und Begegnungen

Eine glückliche Fügung des Schicksals muss es gewesen sein, dass während der Ideenfindung die Unterlagen des Förderprogramms „Kirchturmdenken. Sakralbauten in ländlichen Räumen“ eintrafen. Das Förderprogramm unterstützt jene Projekte, die aktuelle und ehemalige Kirchen, Klöster und andere Sakralbauten als Orte von Kultur und bürgerlicher Begegnung zugänglich machen und so regionale Zugehörigkeit und gesellschaftliche Integration stärken. Ein Blick auf die Fördervoraussetzungen machte Hoffnung: Die Idee könnte in das Programm passen und würde die Bekanntheit der Region stärken. Bis zur Antragsstellung war es noch viel (freudebringende) Arbeit. Aber eins vorweg: Der Förderantrag wurde schließlich bewilligt. Kleinere Anpassungen an die Fördervoraussetzungen und ein ausgearbeitetes Konzept für eine Reihe von acht bis zehn Kurzfilmen überzeugten die Verantwortlichen des Förderprogramms.

Geheimnisse hinter der Fassade

Wie ging es nun weiter? Die zur Auswahl stehenden Orte mussten in Augenschein genommen werden, und dafür hieß es auf Erkundungstour zu gehen. Die Mitarbeiter des Technischen Dienstes sicherten die nicht ungefährliche Ortsbegehung und die Kunsthistorikerin Dr. Helga Fabritius, die das Museum schon seit seinen Anfängen kennt, begleitete die Tour. Staunen über die Entdeckungen wechselte sich ab mit Abwägungen, ob die Orte vorzeigbar und erzählbar sind: Weshalb ist der Fund einer Latrine hinter einem alten Wandschrank erwähnenswert? Fabritius spornte dazu an: „Der Wandschrank war natürlich bekannt, aber niemand ahnte, dass mehr dahintersteckt.“ Woher auch? Die sich dort befindende Latrine war über Jahre durch Holzbretter versteckt. Erst 2017 kam sie bei Umbauarbeiten zum Vorschein: „Und genau das ist das Spannende am gesamten Projekt: Dass das alte Gemäuer auch nach so vielen Jahren immer wieder Überraschungen bereithält, und wir diese nun auch präsentieren“, zeigte sich Fabritius begeistert.

Hinter dem roten Wandschrank befand sich einst ein Fenster mit Blick in die Kirche. Nach der Auflösung des Klosters 1803 wurde das Fenster zugemauert, der ehemalige klösterliche Betraum wurde zur Brotkammer, und die einstige Verwendung des Raumes geriet in Vergessenheit. Foto: LWL/Siegersbuch Film

Nach einer Auswahl von acht abwechslungsreichen Orten, deren Geschichten es allemal wert sind, erzählt zu werden, begann die Recherche für das Drehbuch. Die über 800-jährige bewegte Geschichte des ehemaligen Klosters machte das zu einer wahren Spurensuche. Denn mit der Säkularisation 1803 wurde aus dem Kloster ein Gutshof, und zahlreiche Gebäude wurden umgenutzt: In welche Zeit fallen die Wandmalereien im heutigen Uhrenturm? Welchen Zweck hatte der Raum früher einmal?

Kleine und große Fragen

Die Kolleginnen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit holten mehrere Angebote für die Videoproduktion ein und legten die Rahmenbedingungen fest. „Für uns hat es sich sehr gelohnt, von Vermittlungszielen her zu denken“, erläutert Kristina Schellenberg. Die Frage nach dem geeigneten Stil, der optimalen Länge der Videos und der Plattform für die Veröffentlichung – all diese Überlegungen und Entscheidungen gehörten zur Vorproduktion ebenso wie ein Ortstermin mit der Filmproduktion Siegersbusch aus Wuppertal, die den Zuschlag für das Projekt erhielt. Eine gemeinsame Begehung der Orte stand ebenso auf dem Programm wie die Vorstellung der Drehbuchtexte und die Diskussion gestalterischer Fragen: Wie können die Orte in Szene gesetzt werden? Was halten die Filmemacher von Musik und Hintergrundgeräuschen? Am Ende stand ein erstes Gerüst der Videos, woraus Siegersbusch ein Drehkonzept fertigte. Dieses durchlief ebenso wie der Drehbuchtext mehrere Abteilungen und Feedbackschleifen bis es in Form gebracht und freigegeben war. Der Produktion der Kurzfilme stand (fast) nichts mehr im Wege!

Und Action!

Für den Videodreh verlegten die technischen Mitarbeiter Kabel, tauschten Glühbirnen aus, öffneten lange verschlossene Türen, pausierten den Glockenschlag und verteilten Schutzhelme. Das Team der Sammlung nahm jahrhundertealte kostbare Exponate aus den Vitrinen und stellte sie für den Dreh bereit. An zwei Drehtagen setzte das Filmteam die verborgenen Orte in Szene – etliche Stunden Filmmaterial häuften sich an und warteten auf die Postproduktion. Die ersten, fast zweiminütigen Videos trafen ein und liefen über den Bildschirm: Passen Bild und Text zusammen? Wie wirkt das Endprodukt, das bis dahin nur in den Köpfen existierte? Mit der Veröffentlichung der Video-Reihe „Verborgene Orte im Kloster Dalheim“ auf der Webseite und auf YouTube fand das Projekt seinen Abschluss.

Und heute?

Bis heute (Stand März 2023) zählen alle Videos zusammen über 140.000 Aufrufe – mit über 100.000 Aufrufen sticht das Video „Sensationeller Zufallsfund“ besonders hervor. Die virtuelle Erkundungstour hat sich gelohnt – nicht zuletzt kann so auch das digitale Publikum Orte im Kloster Dalheim entdecken, die sonst im Verborgenen bleiben. Also, Film ab!

https://www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org/de/kloster-dalheim-digital/digitale-angebote/verborgene-orte/ 

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Schlagworte: Architektur · Zufallsfund